Untersuchungsbericht: So wurde das weltgrößte Flugzeug aufgegeben: Das Antonov-Komplott

Airport Leipzig/Halle sollte AN-225 retten ++ Es war schon für die Flucht vollgetankt

Nach dem Beschuss liegt das weltgrößte Flugzeug, AN-225, zerstört auf dem Flugplatz Kiew-Hostomel

Nach dem Beschuss liegt das weltgrößte Flugzeug, AN-225, zerstört auf dem Flugplatz Kiew-Hostomel

Foto: GLEB GARANICH/REUTERS
Von: Jérôme Nussbaum und Lutz Brose

Leipzig – Sie war der ganze Stolz der Ukrainer – die Antonov AN-225, das größte Frachtflugzeug der Welt (175 Tonnen schwer).

Für die Maschine, die ihre Basis in Kiew-Hostomel hatte, war der Flughafen Leipzig/Halle die zweite Heimat. 32 Mal landete sie hier seit 2008, so oft wie nirgendwo anders in Deutschland. Im November 2021 wurden mit der Maschine 3,5 Millionen Corona-Schnelltests geliefert; zum letzten Mal war sie am 18. Januar auf Sachsens größtem Flughafen.

Und hier in Leipzig/Halle sollte die AN-225 eigentlich im Februar 2022 vor der drohenden Invasion Russlands in die Ukraine in Sicherheit gebracht werden. Doch dazu kam es nicht mehr: Bei einem Angriff am 24. Februar 2022 wurde die AN-225 zerstört.

Jetzt, ein Jahr später liegt, ein Untersuchungsbericht mit Details vor, die aus dem Drehbuch für einen Thriller stammen könnten. Dabei spielt der Sachsen-Airport eine tragende Rolle!

DAS ANTONOV-KOMPLOTT!

Für immer verlorenGrößtes Flugzeug der Welt komplett zerstört

Quelle: Anadolu Agency via Reuters

Bekannt war bereits, dass Leipzig zum Rettungshafen für die „Mrija“ (dt. Traum) werden sollte. Crew und Piloten saßen am Abend vor Kriegsbeginn im voll betankten Frachter, durften aber nach Aussagen des Kapitäns Dmytro Antonov (59) auf Anweisung des Top-Managements nicht starten.

Die „Mrija“ bei einem Besuch in Leipzig/Halle

Die „Mrija“ bei einem Besuch in Leipzig/Halle (Archivfoto)

Foto: Michael Strohmeyer

Deutscher Vorschlag nicht akzeptiert

Der brisante Bericht deckt nun auf, dass der Flughafen Leipzig/Halle schon einen Monat vor der Russen-Invasion alles für die Rettung vorbereitet hatte. Demnach waren seit dem 26. Januar 2022 die Stellflächen für die gesamte Flotte bereitgestellt.

Flughafen-Sprecher Uwe Schuhart (47) bestätigt BILD: „Die Verlegung der 225 und der kleineren 124-Flotte war für den 25. Februar geplant. Das stand am 21. Februar fest. Gespräche gab es dazu schon Wochen vorher.“

Wie das ukrainische Nachrichtenportal „Informator“ Dmytro Antonov zitiert, sei der deutsche Vorschlag aber von ukrainischer Seite nicht sofort akzeptiert worden. Der mutmaßliche Strippenzieher und eng mit Russland verbundene Antonov-Generaldirektor Sergey Bychkov soll in der Zeit Freunde und Verwandte als angebliche „Luftfahrtspezialisten“ ins Ausland geschleust haben.

Ex-Antonov-Generaldirektor Sergey Bychkov wurde nach dem Angriff verhaftet, ihm drohen 15 Jahre Haft

Ex-Antonov-Generaldirektor Sergey Bychkov wurde nach dem Angriff verhaftet, ihm drohen 15 Jahre Haft

Foto: picture alliance / Photoshot

Das Management selbst setzte sich zwei Wochen vor Kriegsbeginn am Flughafen in Schkeuditz bei der Logistik-Tochter „Salis“ ab. Von dort soll die Zerstörung aller wichtigen Riesenfrachter, u.a. auch der größten Propellermaschine AN-22, eingefädelt worden sein.

Satellitenbilder sollen beweisen, dass die wichtigsten Maschinen für den Beschuss in Hostomel extra platziert wurden. Die Flugzeuge, die seit vielen Jahren nicht mehr genutzt wurden, blieben unbeschädigt. Dmytro Antonov bestätigt: „Diejenigen, die zum Flugplatz kamen, wussten genau, welche Flugzeuge funktionierten und welche zuerst ausgeschaltet werden mussten.“

Bychkov und dessen Sicherheitschef wurden nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU inzwischen verhaftet. Nach Bychkovs Vize werde gefahndet. Den Männern drohen 15 Jahre Haft.

Die Riesen-Antonov AN-225 selbst soll derweil an einem geheimen Ort mit Teilen einer nie fertiggestellten Schwester-Maschine wieder aufgebaut werden.

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